Cookies
Diese Website verwendet Cookies und ähnliche Technologien für Analyse- und Marketingzwecke. Durch Auswahl von Akzeptieren stimmen Sie der Nutzung zu, alternativ können Sie die Nutzung auch ablehnen. Details zur Verwendung Ihrer Daten finden Sie in unseren Datenschutz­hinweisen, dort können Sie Ihre Einstellungen auch jederzeit anpassen.
Engineering

Super-Apps: Wie sie funktionieren und was beim Entwickeln beachtet werden muss

Minuten Lesezeit

Notice: This article is written in German.

Super Apps WeChat, GoTo, Alipay, Grab
Oliver Liebsch

Super-Apps: Das digitale Schweizer Taschenmesser

Wie der Name „Super-App“ schon vermuten lässt, bezieht sich diese Art von Anwendung primär auf die Nutzung über mobile Endgeräte. Sie sind aber natürlich nicht darauf beschränkt.

Klassischerweise fokussieren sich Smartphone Apps auf einen oder wenige, eng miteinander verbundene Services (Single-Service-App). Gemeinsam mit der farmsaat AG entwickelten wir bspw. eine B2E-App zur Unterstützung der mobil tätigen Vertriebsmitarbeiter:innen bei der Erfassung neuer Aufträge.

Bei Super-Apps ist das anders. Diese bündeln unterschiedlichste Services in einer zentralen App, wobei die einzelnen Services nichts miteinander zu tun haben müssen. Diese müssen noch nicht einmal vom gleichen Anbieter kommen. Hier gibt es Marktplatzkonzepte, in denen Dritte weitere Services auf der einheitlichen App-Plattform anbieten.

Super-Apps im B2C

Die erfolgreichsten und größten Superapps konzentrieren sich zurzeit stark auf Dienste des alltäglichen Lebens. Hier liegt ein klarer Fokus auf B2C-Services.

Übersicht Super Apps Beispiele Alipay, Goto, Grab, WeChat

Super-Apps im B2B und B2E

Aber nicht nur im B2C sind solche Apps interessant. Ich beschäftige mich meist mit Anwendungen im B2B oder B2E. Also Apps, in denen Unternehmen entweder ihren Geschäftspartnern oder ihren Mitarbeitenden Services anbieten.

Mehr über das Thema B2B- und B2B-Apps findet ihr im Blog-Post „B2E- und B2B-Apps: eine Investition mit Mehrwert?“ .

Auch für diese Zielgruppen sind Super-Apps als zentraler Touchpoint, der alle relevanten Dienste gebündelt, äußerst spannend. Unternehmen bieten ja seltenst nur einen Service für Partner oder Mitarbeitende an.

Chancen und Vorteile einer Super-App

Im Vergleich zu einer Single-Service-App oder einer App mit nur wenigen, oft eng verbundenen Diensten (Multi-Service-App), bietet eine Super-App eine Reihe interessanter Vorteile.

Kundenzugang und -bindung

Richtig konzipiert, tragen die User das eigene Unternehmen quasi permanent und an zentraler Stelle bei sich. Damit hat man einen direkten, fokussierten Zugang. Die Verfügbarkeit aller Services an einer Stelle schafft eine starke Bindung und Akzeptanz. Das kann ein enormer Wettbewerbsvorteil sein. Gut strukturierte User Journeys ermöglichen bspw. ein besseres Cross-Selling innerhalb der App. Auch lassen sich umfangreichere Analysen der eigenen Zielgruppe durchführen.

Personalisierung

Bei der Bindung der Zielgruppe an die eigene App, bzw. Marke, spielen die Möglichkeiten, die App an die eigenen Bedürfnisse anzupassen, eine große Rolle. Gut gestaltete Optionen zur Personalisierung machen die Komplexität einer Super-App für Anwender:innen beherrschbar und erzeugen ein Gefühl von Kontrolle.

Markenwahrnehmung

Die Wahrnehmung der Marke ist bei Super-Apps so eine Sache. Einerseits kann es die Markenwahrnehmung stärken, wenn alle Dienste an einem Ort gebündelt sind und diese die Marke konsistent transportieren. Andererseits ist bei Single- oder Multi-Service-Apps die Sichtbarkeit der eigenen Marke einfacher hochzuhalten. Insbesondere, wenn Super-Apps zusätzlich Apps von Drittanbietern integrieren.

Basisdienste

Oft benötigen unterschiedliche Dienste die gleichen Basisfunktionen:

  • Profil- und Account-Verwaltung
  • Payment
  • Hilfe/Support/Feedback
  • Suche
  • Security-Layer
  • etc.

Im Falle einer Super-App kann sich jeder Dienst in ein „gemachtes Nest“ setzen und diese Funktionen direkt nutzen.

Bereitstellung von Services

Eine Super-App zu entwickeln, ist in der Basis sicher aufwändiger. Für jeden Service eine neue App zu erstellen, ist aber ggf. in Summe aufwändiger. Die Integration neuer Services in eine einmal vorhandene Plattform stellt sich deutlich einfacher dar, als jedes Mal eine neue App zu entwickeln. Neue Services benötigen dann auch keinen separaten App Store Eintrag. Und bei Updates muss auch nur eine App neu eingereicht werden. Zudem können starke Services schwächere pushen. Kunden wandern für diese Services weniger wahrscheinlich zur Konkurrenz ab, da der Komfort einer Lösung an zentraler Stelle in der Super-App überwiegt.

User Experience (UX)

Natürlich ist die User Experience bei Super-Apps kein einfaches Thema. Die UX aber über mehrere Services, die über unterschiedliche Apps verteilt sind, konsistent zu halten, ist oft noch einmal deutlich schwerer. In jedem Fall ist eine sehr gute User Experience ein zentraler Erfolgsfaktor (siehe unten).

Marktplatz-/Plattformkonzept

Ein weiterer Schritt bei einer Super-App kann die Öffnung für Dritte zu einem eigenen Marktplatz bzw. zur Plattform sein. Diese profitieren u.a. von einer etablierten Nutzerbasis und Netzwerkeffekten. Zudem tragen die externen Services wieder zur eigenen Größe und Bekanntheit bei.

Herausforderung Super-App-Konzept

Verschiedenste Services sinnvoll zusammenzubringen, ist eine Herausforderung. Vor allem, wenn es sich dazu noch um sehr unterschiedliche handelt.

Zielgruppe

Oft ist die Zielgruppe einer Super-App aufgrund der Service-Breite weniger klar umrissen und sehr heterogene in ihrer Basis. Das bringt auch unterschiedlichste Anforderungen und Bedürfnissen mit sich, denen man Rechenschaft tragen muss.

User Experience

Insbesondere die Betrachtung der User Experience spielt bei der Gestaltung eine herausragende Rolle, um dem User ein optimales Nutzungserlebnis zu bieten. Die gesamte App muss wie aus einem Guss wirken und einheitlichen Gestaltungsregeln und Grundkonzepten folgen.

Navigationskonzept

Allem voran ist die Navigation dabei ein ganz wesentlicher Punkt, der noch viel mehr Aufmerksamkeit als bei einer Single-Service-App bedarf.

Homescreen

Zunächst einmal bedarf es meist einer zentralen Einstiegsseite („Homescreen”, „Dashboard” …), die einen Überblick über die Möglichkeiten gibt, ggf. wichtige Kennzahlen oder Ereignisse darstellt und allgemeine Informationen parat hat.

Dann muss man sich u.a. darüber Gedanken machen, wie man

  • zu den einzelnen Services gelangt,
  • wie man von dort zu einem Service oder dem Homescreen wechselt und
  • wie man deutlich macht, in welchem Service man sich befindet.

Navigation der Services

Zudem ist die Navigation in jedem Service zu berücksichtigen. Manche Services haben vielleicht kaum Funktionalitäten und nur wenige „Unterseiten“. Andere wiederum warten mit einer großen, eigenen Navigationsstruktur auf.

All solche Fälle müssen im grundlegenden Navigationskonzept berücksichtigt und konsistent umgesetzt werden.

Basisfunktionen

In der Regel gibt zudem verschieden Basisfunktionen, die verfügbar gemacht werden müssen:

  • Profil-Verwaltung
  • Account-Verwaltung
  • Notifications
  • Suche
  • Allgemeine Einstellungen
  • Hilfe/Support/Feedback
  • Sonstige Informationen
  • Datenschutz
  • Impressum

Mandantenkonzept

Hat man dann auch noch ein mandantenfähige App, ergeben sich zusätzliche Fragen, die je nach Ausgestaltung der Mandantenfähigkeit beliebig komplex werden können.

Berechtigungskonzept

Bei B2C-Apps sind die Berechtigungen oft einfach. Spannender wird es bei B2B- oder B2E-Apps. Darf hier jede:r Partner:in oder jede:r Mitarbeitende alles? Wo verwalte ich unterschiedliche Accounts und deren Nutzende? Wie können neue Services hinzugefügt werden?

Architektur und Ökosystem

Super-Apps sind oft technologisch anspruchsvoller, da deutlich mehr Anwendungsfälle berücksichtigt werden müssen. Dabei spielt vor allem die Architektur des gesamten Ökosystems, speziell der zu integrierenden „Backendsysteme“, eine zentrale Rolle.

Oft müssen ERP- oder CRM-Systeme, Payment-Provider, BI-Tools oder Support-Systeme integriert werden.

Wenn dann noch ein Marktplatzkonzept Teil der App ist, bedarf es auch hier einer guten Architektur. Die Einbindung von Drittanbietern muss dabei klaren Regeln folgen.

Weiterentwicklung kritisch hinterfragen

Eine Super-App verleitet natürlich schnell dazu, dass man zukünftig alles an Services in diese integrieren möchte. Das muss aber gar nicht sinnvoll sein. Neue Funktionen und Services sollte man stets kritisch hinterfragen und prüfen, ob diese wirklich Teil der Super-App werden sollten.

Eine Super-App iterativ entwickeln: PFREUNDT Load & Go

Man muss nicht oder kann nicht alles vorab planen. Eine Super-App schon im Vorhinein komplett zu planen, ist fast unmöglich und selbst wenn, wird man nicht auf die vollständige Umsetzung warten wollen, bis man diese veröffentlicht.

Zusammen mit der PFREUNDT GmbH haben wir kürzlich mit Load & Go eine App zur mobilen Auftragsabwicklung veröffentlicht. Der Fokus ist zurzeit noch sehr klar umrissen, aber die App soll von hier aus stetig in ihrem Serviceumfang wachsen.

Eine Super-App muss super geplant werden

Als Verfechter agiler Methoden heißt für mich „super planen“ nicht, dass man von vornherein alles am Reißbrett konzipieren muss. Aber die oben genannten Punkte zeigen schon, dass man sich um so einiges Gedanken machen sollte, bevor man an die Umsetzung einer Super-App geht.

Super-Apps sind in jedem Fall ein sehr interessanter Ansatz. Schließlich bieten viele Unternehmen nicht nur einen, sondern mehrere Services an.

Ich bin gespannt, ob sich der andeutende Trend zu Super-Apps weiter fortsetzen wird und welche Konzepte wir noch sehen werden.

Du interessierst dich mehr für das Thema oder hast selbst eine solche App in Planung? Darüber sollten wir reden! Wir bieten unter anderem einen Fokus-Workshop zur Konzeption an.

Partner für digitale Geschäftsmodelles

Are you looking for the right partner for your digital projects?

Let's talk!