Cookies
Diese Website verwendet Cookies und ähnliche Technologien für Analyse- und Marketingzwecke. Durch Auswahl von Akzeptieren stimmen Sie der Nutzung zu, alternativ können Sie die Nutzung auch ablehnen. Details zur Verwendung Ihrer Daten finden Sie in unseren Datenschutz­hinweisen, dort können Sie Ihre Einstellungen auch jederzeit anpassen.
Digital Business

Entstehung und Auswirkungen von Legacy-Systemen

5
Minuten Lesezeit

Notice: This article is written in German.

legacy-systeme
Oliver Noack

Dieser Artikel ist Teil einer Serie:

Charakteristika von Legacy-Systemen

Die Phrase „historisch gewachsen“ wird in Unternehmen dann verwendet, wenn bestehende Systeme oder Prozesse eine unnötige Komplexität erreicht haben. Im IT-Umfeld charakterisiert die Redewendung Systeme, die einen deutlich höheren Funktionsumfang besitzen als ursprünglich geplant. Durch neue und meist dringende Anforderungen wachsen Systeme unkontrolliert weiter. Dabei werden Schnittstellen zu anderen Systemen nicht klar abgesteckt und die Architektur wird unübersichtlicher.

"Durch neue und meist dringende Anforderungen wachsen Systeme unkontrolliert weiter. Dabei werden Schnittstellen zu anderen Systemen nicht klar abgesteckt und die Architektur wird unübersichtlicher."

Die Wartbarkeit leidet, wenn die Systemarchitektur nicht strukturiert weiterentwickelt, sondern durch immer neue Anbauten erweitert wird. Dadurch entsteht oft ein Teufelskreis, in dem Anpassungen immer teurer und Auswirkungen von Änderungen immer schwieriger zu durchschauen sind. Die Barriere, diese Systeme abzulösen, wird stetig höher, so dass oft die Entscheidung gefällt wird, das vorhandene System weiter bestehen zu lassen.

Erschwerend kommt hinzu, dass die angesprochenen Anpassungen durch natürliche Unternehmensfluktuationen über Jahre hinweg von verschiedenen Akteuren durchgeführt werden, so dass im Laufe der Zeit das Wissen über die Gesamtarchitektur schwindet oder gar nicht mehr vorhanden ist.

Systemlandschaft in einer Sackgasse

Befinden sich unternehmenskritische Systeme in einem Zustand, der Anpassungen schwierig erscheinen lässt, kann sich dort eine Abwärtsspirale entwickeln, die schwer aufzuhalten ist. Anpassungen werden teuer und Neuanforderungen oder Change Requests von Kunden können nur langsam oder gar nicht umgesetzt werden. Eine nicht mehr zeitgemäße IT-Architektur wird in der heutigen Zeit schnell zu einem entscheidenden Wettbewerbsnachteil.

"Eine nicht mehr zeitgemäße IT-Architektur wird in der heutigen Zeit schnell zu einem entscheidenden Wettbewerbsnachteil."

Ein Beispiel ist die Suche der NASA nach Fortran- und Assembler-Entwicklern, um die 1977 gestarteten Voyager-Sonden mit Softwareupdates zu versorgen. In diesem Szenario ist die Hardware selbstredend außerhalb des Einflussgebiets und lässt keinerlei Anpassungen mehr zu. In traditionellen Unternehmen befinden sich aber Hardware und Software in einer Reichweite, die Anpassungen zulässt. Dennoch driften Systeme immer weiter ab und Unternehmen suchen reihenweise Entwickler, um Technologien, die aus der Frühzeit der Informatik stammen, weiter zu betreiben. Beispiel: Cobol-Entwickler sind immer noch sehr gefragt und werden bestens bezahlt.

Dieses Phänomen findet sich in vielen Branchen wieder. Banken, Versicherungen oder Industrieunternehmen haben interne IT-Systeme, die mit veralteten Techniken umgesetzt sind. Generell lassen sich diese Systeme nicht grundsätzlich verurteilen. Ausgemerzte Kinderkrankheiten und viele Jahre Laufzeit können robuste, aber gleichzeitig schwer wartbare Systeme zur Folge haben.

Auswirkungen

Eine häufige Folge des Einsatzes veralteter Technologien bei "Legacy-Systemen" sind nicht nur mögliche Sicherheitslücken, sondern durch die geringe Flexibiliät vor allem die Entstehung von "Schatten-IT". Der Begriff „Schatten-IT“ bezeichnet Software, die ohne Kenntnis der verantwortlichen IT-Abteilung im Unternehmen eingeführt wurde. Angestellte versuchen lange Wartezeiten auf Features zu umgehen und entwickeln eigene Lösungen wie komplexe Excel-Mappen oder Access-Datenbanken, oder nutzen ungenehmigt „Software as a Service“-Lösungen.

"Angestellte versuchen lange Wartezeiten auf Features zu umgehen und entwickeln eigene Lösungen, die zu neuen Problemen führen."

Nachteile dieser „Schatten-IT“ sind:

  • Die IT hat keine Kontrolle über diese Systeme und kann diese auch bei technologischen Ablösungen nicht berücksichtigen. Mögliche Sicherheitslücken werden häufig übersehen.
  • Nicht-unternehmensweite Daten können nicht für die Gesamtorganisation ausgewertet werden, so dass wertvolle Möglichkeiten zur Datenanalyse verloren gehen.

Aber auch zentrale Stammdaten sind oft nicht der gesamten Unternehmung zugänglich oder werden in mehrfacher Ausführung gehalten. Das geschieht häufig, wenn die Datenmodelle der „Legacy Systeme“ nicht mehr dazu geeignet sind, alle Ausprägungen der Stammdaten (wie z.B. Produkte, Kunden, Lieferanten) zu persistieren.

In der Vergangenheit war vielen Unternehmen die signifikante Bedeutung von Unternehmensstammdaten nicht bewusst. Diese stellen allerdings das Herzstück des Unternehmens dar. Mittlerweise wird der Begriff des Stammdatenmanagements (Master Data Management) in Unternehmen aber immer präsenter.

Die genannten Faktoren können dazu führen, dass die bestehende IT die Unternehmensprozesse bestimmt und nicht umgekehrt. Insbesondere Nicht-IT-Unternehmen sollten sich jedoch u.a. durch Prozess-Exzellenz von der Konkurrenz abheben. Dies ist allerdings kaum möglich, wenn sich die Prozesse in eine veraltete Systemlandschaft zwängen müssen.

Ablösung erwünscht - IT als Enabler statt als Verhinderer

Eine rechtzeitige Ablösung empfiehlt sich, um den beschriebenen Teufelskreis zu verhindern oder zu durchbrechen. Hat das abzulösende System bereits eine Komplexität erreicht, die eine „Big Bang“-Ablösung verhindert, so empfiehlt sich stattdessen ein schrittweises Vorgehen.

"Hat das abzulösende System bereits eine Komplexität erreicht, die eine „Big Bang“-Ablösung verhindert, so empfiehlt sich stattdessen ein schrittweises Vorgehen."

Dies kann z.B. erreicht werden durch die Verwendung des Strangler Patterns in Kombination mit einer Microservice-Architektur. Dabei kann eine Aufteilung der Anwendung in fachliche und funktionale Bestandteile die Entstehung eines neuen Monolithen verhindern und volle Flexibilität zur Umsetzung von IT-Anforderungen erreicht werden. Sind Schnittstellen und Architektur sauber aufgebaut, können einzelne Bestandteile des Gesamtsystems wesentlich einfacher ausgetauscht werden, da die Bausteine eine deutlich geringere Komplexität haben.

Fazit

Legacy-Systeme, die sich einem schwer wartbaren Zustand befinden, können negative Auswirkungen auf den Geschäftsbetrieb und die Konkurrenzfähigkeit von Unternehmen haben. Schatten-IT, fehlendes Stammdaten-Management und nicht zu erfüllende Kundenanforderungen sind nur einige der Nachteile solcher Systeme.

"Schatten-IT, fehlendes Stammdaten-Management und nicht zu erfüllende Kundenanforderungen sind nur einige der Nachteile solcher Systeme."

(Dieser Artikel wurde erstmals am 29.03.2017 veröffentlicht. Er wurde am 01.03.2021 aktualisiert.)

Partner für digitale Geschäftsmodelles

Ihr sucht den richtigen Partner für eure digitalen Vorhaben?

Lasst uns reden.